Erste Beigeordnete „darf“ in Altersteilzeit gehen

Diverse Berichte in der Stimberg Zeitung

Hans-Joachim Lehmann, Sachkundiger Bürger der UWG im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung

Schon auf dem Bild, das die Stimberg Zeitung ihrer erstmaligen Berichterstattung über die Altersteilzeitabsicht der Ersten Beigeordneten Frau Langemeier-Conrad voranstellte, und auf dem sie nach ihrer Wahl mit einem gequält dreinblickenden Bürgermeister Menge zu sehen ist, war damals schon an der bedröppelten Miene Menges abzulesen, dass die Verwaltungsspitze sich den Ausgang der Wahl so nicht vorgestellt hatte. Dumm gelaufen für die bekannte Herrenclique in der Verwaltung.


Und obwohl bei der Wahl gerade die CDU mit ihrem Fraktionsmitglied Carsten Wewers sich vehement für Frau Langemeier-Conrad einsetzte, ließ Carsten Wewers als Bürgermeister seine Erste Beigeordnete wie eine heiße Kartoffel fallen, indem er sich aus Selbstsucht willfährig und unterwürfig den hinterhältigen Rachegefühlen der Kamarilla aus Schnettger, Grzeskowiak und Immohr beugte (Kamarilla = spanischer Ausdruck für eine Hofpartei in unmittelbarer Umgebung des Herrschers, die auf diesen einen unkontrollierbaren Einfluss ausübt).


Niemand in der Verwaltung kann Frau Langemeier-Conrad den Vorwurf der Inkompetenz machen oder, dass sie das Amt nur aufgrund ihres guten Aussehens bekommen habe. Sie wurde gewählt, weil mit Ausnahme von SPD, Die Linke und BOE alle anderen Ratsfraktionen der Meinung waren, dass das Amt mit einer kompetenten Person besetzt werden sollte und nicht mit jemandem aus der SPD-Seilschaft in der Verwaltung. Diese Korona, die identisch mit der Kamarilla ist und die ich mal „Red Pack“ nenne (Ähnlichkeiten mit „Rat Pack“ sind rein zufällig), hat es aber grandios verstanden, mit Carsten Wewers als Verbündetem die missliebige, weil sich nicht kuschende Erste Beigeordnete aufs Abstellgleis zu stellen. Wieviel „Kilometer“ Abstellgleis entfernt von der Strecke, auf der man eigentlich den Zug (mit)steuern sollte, kann wohl ein Zugführer, der extra dafür gewählt wurde, vertragen? Es ist eindrucksvoll und zeugt von großer Disziplin und Verantwortung, dass Frau Langemeier-Conrad trotz regelmäßiger Ehren­kränkungen ihrer Person solange auf der Lokomotive gestanden hat. Ihr zolle ich meinen höchsten Respekt. Aber irgendwann geht es nicht mehr, und man will nur weg von dem „Red Pack“.


Wenn nun – bis auf einen Abweichler – SPD, CDU, Die Linke und BOE im Rat versucht haben, den sogar vom Bürgermeister befürworteten Antrag von Frau Langemeier-Conrad auf Altersteilzeit zu torpedieren, dann ist dies als hochgradig schizophren zu nennen. Einerseits haben sie alles darangesetzt – kolportiert wird auch eine versuchte Abwahl –, um sie loszuwerden, andererseits bekunden sie mit ihrer Verweigerungshaltung, dass Frau Langemeier-Conrad unabkömmlich sei. Frau Langemeier-Conrad nun aber weiterhin auf dem „Abstellgleis“ stehen zu lassen, stünde allerdings im Widerspruch zu der Argumentation dieser Parteien, eine Altersteilzeit wäre für die Gemeinde zu teuer. Die Katze beißt sich somit selbst in den Schwanz.


Zum Schluss sei eine Anmerkung zur jahrelangen Verhaltensweise der Ratsfraktion der CDU und ihres Bürgermeisters gegenüber Frau Langemeier-Conrad erlaubt: Zum 75. Jahrestag der Geburt der CDU hat die Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer in einem Beitrag in der FAZ u. a. gesagt, dass bei Allem, was Christdemokratinnen und Christdemokraten täten, das Fundament dieses Tuns die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen sei. Die Mitglieder der Ratsfraktion der CDU in Oer-Erken­schwick und ihr Bürgermeister müssten demnach schamlos im Boden versinken. Aber wahrscheinlich kennen sie die von Frau Kramp-Karrenbauer herausgestellten Handlungsmaxime der CDU nicht.



Hans-Joachim Lehmann
 

Die Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur, Sport und Soziales am 23. Juni 2020 zeigt deutlich: Die Erste Beigeordnete Frau Langemeier-Conrad (ganz links) wurde aufs Abstellgleis geschoben.
 



Die Stimberg Zeitung lehnte die Veröffentlichung mit folgender Begründung ab:


Lieber Herr Lehmann,

ich werde Ihren Leserbrief NICHT veröffentlichen.
Wie Sie wissen, sind WIR als Medium und allenfalls bedingt der Verfasser einer unverlangt eingesandten Zuschrift im Falle eines Abdrucks für den Inhalt verantwortlich. Ihre Zuschrift enthält eine Reihe von Interpretationen und Anwürfen, deren Überprüfung auf Richtigkeit uns mit einem angemessenen Aufwand nicht möglich ist.

Meine Entscheidung können Sie – der Verfahren ist Ihnen ja bekannt – selbstverständlich durch ein Mitglied der Chefredaktion überprüfen lassen. Der stv. Chefredakteur Joachim Schmidt ist telefonisch unter 02365/1071402 oder per Mail an schmidt@mpg-vest-service zu erreichen.

Mit freundlicher Empfehlung
Jörg Müller
STIMBERG ZEITUNG