Muezzin-Ruf – Für Gespräche ist es nie zu spät

Berichte „Muezzin muss schweigen“, „Gerichtsbesetzung ist für die Stadt ein Skandal“
Stimberg Zeitung 02. Februar 2018

Helmut Lenk, Fraktionsvorsitzender der UWG

In dem Artikel „Gerichtsbesetzung ist für die Stadt ein Skandal“ in der heutigen Ausgabe der Stimberg-Zeitung war zu lesen, dass nach Meinung von Bürgermeister Carsten Wewers sich in Rapen niemand wegen des Muezzin-Rufes gestört fühle. Merkwürdig!


Bei einer von ihm initiierten Bürgerversammlung in der Moschee an der Werderstraße Anfang November 2015, in der es um den Bau eines Minaretts ging, bewertete der Bürgermeister den Verzicht auf einen Muezzin-Ruf noch „als ein sehr gutes Zeichen für eine gute Nachbarschaft“, weil insbesondere der öffentliche Gebetsruf in der Rapener Bürgerschaft zu Kritik geführt hatte. Es gab sogar eine Unterschriftensammlung, weil die Anwohner befürchteten, dass ihre Grundstücke und Häuser an Wert verlieren würden. „Dass die anwesenden rund 30 Rapener Bürger keinen öffentlichen Gebetsruf möchten“, so Carsten Wewers gegenüber der Presse am 04.11.2015, „könne er nach eigenen Angaben nachvollziehen“. Von allen Seiten ausdrücklich gelobt wurde daher die Bereitschaft der Milli-Görüs-Gemeinde auf den öffentlichen Muezzin-Ruf als „ein gutes Zeichen in Richtung einer guten Nachbarschaft“ zu verzichten.


Warum Herrn Grzeskowiak erst nach den verbalen Watschen der vorsitzenden Kammerpräsidentin und der für ihn peinlichen Gerichtsentscheidung die Schöffin Claudia Ludwig für „einen Skandal“ hält und dies nicht während der Verhandlung sagt und das Gericht erst mal tagen lässt, bleibt ebenso sein Geheimnis, wie die Frage, warum er vor seiner rückwirkenden Genehmigung des Muezzin-Rufes nicht einfach mal das Gespräch mit den betroffenen Bürgern gesucht hat. Das wäre bürgerorientiertes Verwaltungshandeln gewesen und hätte viel Dampf aus dem Kessel gelassen.


Für Gespräche ist es nie zu spät. Wer hat Herrn Grzeskowiak eigentlich autorisiert, ohne Rücksprache im Rat jetzt schon öffentlich anzukündigen, dass man in die Berufung gehen und das Oberverwaltungsgericht Münster anrufen wird. Natürlich wieder auf Kosten des Steuerzahlers. Angesichts der schon innerhalb eines Tages bereits 30 meist „einschlägigen“ Kommentare im Online-Forum der Zeitung eine Steilvorlage für viele politische Trittbrettfahrer, die nun ihre Chance sehen, das weitere Verfahren kommentierend zu „begleiten“ und damit eine tendenziöse Stimmung in unserer Stadt anzuheizen.



Helmut Lenk,
Fraktionsvorsitzender der UWG