Stimbergschule – Folgenutzung des Schulgeländes

Helmut Lenk, Fraktionsvorsitzender der UWG

Gemeinsame Stellungnahme der Ratsfraktionen

Überrascht und mit großer Verwunderung haben wir in der Stimberg-Zeitung vom 07.12.2016 entnehmen können, dass zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nun die Ansiedlung eines Discount-Marktes auf dem Gelände der ehemaligen Stimbergschule in Klein-Erkenschwick fordern.

Zum Hintergrund: Am 24.November 2016 hat der Rat der Stadt Oer-Erkenschwick beschlossen, das Gelände der ehemaligen Stimbergschule für eine familienfreundliche und kindgerechte Wohnbebauung zur Verfügung zu stellen, bei der aber auch die Wohnbedürfnisse anderer Bevölkerungsgruppen – insbesondere von Seniorinnen und Senioren – berücksichtigt werden sollen.


Überrascht haben uns Reaktion und die Berichterstattung in der SZ deshalb, weil dieser Beschluss im Rat einstimmig gefasst wurde. Das ist bei immerhin acht Fraktionen nicht selbstverständlich, aber die vorausgegangene sehr sachliche, konstruktive und zielgerichtete Diskussion hat letztendlich zu einem fraktionsübergreifenden Konsens geführt, der nach Überzeugung aller Ratsmitglieder einschließlich des Bürgermeisters einen großen und vor allem nachhaltigen Impuls für die zukünftige Stadtentwicklung geben kann.

Rahmenplan Stimbergschule erstellt von WoltersPartner (Architekten & Stadtplaner GmbH, Coesfeld) im Auftrag der Stadt Oer-Erkenschwick


Verwundert über die jetzige Kritik sind wir insbesondere deswegen, weil dieser Beschluss eben nicht spontan und scheinbar aus einer momentanen Gefühlsregung heraus gefasst wurde, sondern das Ergebnis eines seit 2012 umgesetzten öffentlichen Planungs- und Beteiligungsverfahrens gemeinsam mit allen interessierten Bürgern ist, mit dem eine Nachfolgenutzung zunächst noch mit dem Schul­gebäude und dann allein für das Grundstück gefunden werden sollte. Eigentlich sollte sich jeder noch gut daran erinnern, dass es zunächst der übereinstimmende Wille aller Verantwortlichen war, das Schul­gebäude möglichst zu erhalten und wieder nutzbar zu machen. Erst nachdem klar war, dass das Gebäude wirtschaftlich nicht mehr zu nutzen war, erfolgte der Abriss.


Damit die Nachnutzung des Grundstücks einen möglichst großen Nutzen für das gesamte Stadtquartier bringt und auch die Interes­sen der Anwohnerinnen und Anwohner berücksichtigt, hat der Rat der Stadt ein externes Planungsbüro beauftragt, einen städtebau­lichen Rahmenplan für diese Fläche unter größtmöglicher Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit zu erstellen. Bei immerhin drei Veranstaltungen konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Vorstellungen, Wünsche und sogar Visionen für eine Nutzung des Schulgeländes äußern und mit den Fachleuten und Planungsverant­wortlichen erörtern und diskutieren. Die Ergebnisse dieser „Planungswerkstatt“ sind dann in den Rahmenplan eingeflossen, der darauf hin auch die Zustimmung des Rates gefunden hat. Zu keinem Zeitpunkt des gesamten Planungsprozesses ist seitens der Beteiligten auch nur annäherungsweise die Auffassung vertreten worden, es gäbe in Klein-Erkenschwick ein Versorgungsproblem, bzw. das Schulgelände sollte für einen großflächigen Discounter zur Verfügung gestellt werden.


Auch das aktuelle städtische Einzelhandelskonzept trifft dazu keine entsprechende Aussage. Und allein die Vorstellung, dass an einem so stadtbildprägenden Ort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Baudenkmal Christus-König-Kirche, ein Baukörper ähnlich wie der Discounter an der Feuerwache mit vorgelagerten Stellplätzen entstehen könnte, müsste ausreichen so ein Vorhaben abzulehnen.


Mit seinem Beschluss vom 24. November hat sich der Rat – in Anlehnung an die Rahmenplanung und die bis dahin von den Bürgern vorgetragenen Wünsche – einstimmig für die Wohnbebauung möglichst mit einigen kleinen Geschäftslokalen und einem Café entlang der Stimbergstraße ausgesprochen.


Wer aber heute diesen Beschluss kritisiert und dagegen Unterschriften sammelt, sollte nicht nur erklären, warum diese Kritik nicht während der mittlerweile vierjährigen Bürgerbeteiligung geäußert wurde, sondern auch, warum bis heute nie die Rede von einem Versorgungsproblem in Klein-Erkenschwick gewesen ist.


Der Rat der Stadt Oer-Erkenschwick
 


Die Stimberg Zeitung schreibt am 13.12.2016:



Kleine Läden ja – Discounter nein

Nach Anwohner-Kritik in Klein-Erkenschwick melden sich Ratsfraktionen gemeinsam zu Wort

VON JOCHEN BÖRGER


OER-ERKENSCHWICK. Dass sich alle Ratsfraktionen zu einer gemeinsamen Stellungnahme durchringen, ist ein Novum. Am Montag war das der Fall – es geht um die heiß diskutierte Frage zur Ansiedlung eines Einkaufsmarktes in Klein-Erkenschwick. Das Ergebnis: Zumindest kleiner Einzelhandel ist vorstellbar.

Was passiert mit dem Gelände der abgerissenen Stimberg- schule? Wohnbebauung und maximal kleiner Einzelhandel wird von der Kommunalpolitik favorisiert. —FOTO: DITTRICH
Was passiert mit dem Gelände der abgerissenen Stimberg- schule? Wohnbebauung und maximal kleiner Einzelhandel wird von der Kommunalpolitik favorisiert. —FOTO: DITTRICH

Erst am vergangenen Freitag war im Rahmen von „Redaktion vor Ort“ dieser Zeitung auf dem Hünenplatz deutlich geworden: Der Ratsbeschluss, neuen Wohnraum auf dem Gelände der abgeris­senen Stimbergschule zu befürworten und auf einen Lebensmittel-Discounter zu verzichten, stößt bei den Bürgern auf Kritik. Am Wochenende dann gab es nach unserer Berichterstattung regen Mail-und Telefonverkehr innerhalb der Ratsfraktionen, der zu einem gemeinsamen Statement führte. Die Reaktionen der Bürger hätten überrascht und man sei verwundert über den Zeitpunkt der Kritik. Schließlich sei der Ratsbeschluss das Ergebnis eines seit 2012 umgesetzten öffentlichen Planungs- und Beteiligungsver­fahrens mit allen Bürgern. Weiter heißt es: „Bei immerhin drei Veranstaltungen konnten Bürger ihre Wünsche und sogar Visionen für eine Nutzung des Schulgeländes äußern. Die Ergebnisse der Planungswerkstatt sind in den Rahmenplan eingeflossen, der auch die Zustimmung des Rates gefunden hat.“


Zu keinem Zeitpunkt sei auch nur annäherungsweise die Auffassung vertreten worden, es gäbe in Klein-Erkenschwick ein Versorgungsproblem, oder das Schulgelände solle für einen großflächigen Discounter zur Verfügung gestellt werden. Mit dem aktuellen Beschluss habe sich der Rat – in Anlehnung an die Rahmenplanung und die von den Bürgern vorgetrage­nen Wünsche – einstimmig für die Wohnbebauung ausgesprochen.


Ganz vom Tisch ist die Einzelhandels-Variante aber noch nicht – in abgespeckter Form. Denn eine Ergänzung mit kleineren Geschäftslokalen oder einem Café sei denkbar. Die Discounter-Idee wird aber unisono abgelehnt.
 


INFO


Passt ein Discounter in die Nähe eines Baudenkmals?


Nach Auffassung der Ratsfraktionen ist ein Discounter in Klein-Erkenschwick keine Lösung.

„Allein die Vorstellung, dass an einem so stadtprägenden Ort, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Baudenkmal Chris­tus-König-Kirche, ein Baukörper ähn­lich wie der Discounter an der Feuer­wache mit vorgelagerten Stellplätzen entstehen könnte, müsste ausreichen, so ein Vorhaben abzulehnen“, heißt es in der Stellungnahme. Weiter: „Wer aber heute diesen Beschluss kritisiert und Unter­schriften sammelt, sollte nicht nur erklären, warum diese Kritik nicht während der mittlerweile vierjähri­gen Bürgerbeteiligung geäußert wurde, sondern auch warum bis heute nie die Rede von einem Versorgungsproblem in Klein-Erkenschwick gewesen ist.“
Bürgermeister Carsten Wewers via Facebook: „Die Architektur des Gebäu­des eines Discounters und des Park­platzes würde sich (…) nicht mit dem der denkmalgeschützten Kirche verein­baren lassen. Man darf hier allerdings geteilter Meinung sein. Meiner Mei­nung nach ist der Wunsch, etwas für Familien zu schaffen, ungebrochen groß.“